Das Bildungszentrum Vest versteht sich als ein Hilfsangebot der Kinder- und Jugendhilfe. Als Auftragsgrundlage dienen uns das Grundgesetz, das Kinder- und Jugendhilfegesetz, das BGB sowie das Sozialgesetzbuch.
Gemäß § 1 SGB VIII hat jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit sowie auf Schutz vor Gefahren für sein Wohl. Hierbei ist es hervorzuheben, dass die Eltern in der Hauptverantwortung bleiben. Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung. Dieses Recht leitet das pädagogische Handeln und ist gesetzlich verbrieft. Dies erfolgt unter anderem durch die in § 8 SGB VIII festgeschriebenen Pflicht der Beteiligung der jungen Menschen an allen sie betreffenden Entscheidungen und Prozessen der öffentlichen Jugendhilfe. Beteiligung ermöglicht Entwicklungs- und Lernprozesse und stärkt Kinder und Jugendliche durch das Erleben von Selbstwirksamkeit. Beteiligung ist zudem eine wesentliche Qualität der Hilfe und gleichzeitig Voraussetzung für eine gelingende Erziehung, auch im Schülerwohnheim.
Daneben umfasst die Personensorge nach § 1631 BGB die Pflicht und das Recht, das Kind zu pflegen, zu erziehen, zu beaufsichtigen und seinen Aufenthalt zu bestimmen. Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung ohne körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen. Durch die Übertragung der Vollmacht an die Betreuerinnen seitens der Eltern über alle täglichen Belange zu entscheiden sind wir verpflichtet, diesen Auftrag konsequent zu erfüllen.
Das Bildungszentrum Vest ist darauf ausgerichtet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowohl in ihrer persönlichen Entwicklung als auch in ihren schulischen Belangen gezielt zu unterstützen. Durch Förderung der sprachlichen und schulischen Kompetenz und Förderung ihrer Entwicklung zu einer gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit soll die Integration in die Gesellschaft unter Beachtung der religiösen und kulturellen Identität unterstützt werden.
Eine gute schulische Bildung ist für die Zukunft junger Menschen sehr wichtig. Daher arbeitet unsere Einrichtung mit den Schulen die von unseren Schülern besucht werden eng zusammen. Aufsicht und Anleitung, Ermutigung und Kritik, sowie der Einsatz moderner Lernhilfen ermöglichen in den meisten Fällen ein gutes schulisches Vorankommen in einer lernfördernden Atmosphäre. Hierfür werden entsprechende Fachkräfte eingesetzt.
Die Aufgaben des Wohnheimes sind:
- Sinnvolle Unterstützung des Erziehungsauftrages,
- Integration durch Bildung,
- Integrative, kulturelle Freizeitaktivitäten,
- Religiöse Erziehung,
- Förderung einer schulischen Leistungsverbesserung,
- Erleichterung des Berufseinstiegs.
Die jungen Menschen sollen dazu befähigt werden, an der Gesellschaft als eine selbstbestimmte Persönlichkeit teilzuhaben sowie das Gemeinwesen mit zu tragen und verantwortungsbewusst mit zu gestalten.
Nachschulische Betreuung und Förderprogramm
Zum täglichen Ablauf gehört die Hausaufgabenbetreuung, in der die Schüler in drei Gruppen aufgeteilt werden. Durch flexible Zeiten, für die in Folge der langen Unterrichtszeiten ihre Aufgaben sonst allein erledigen müssten, werden alle Schüler abgedeckt. Die Betreuer stehen den Schülern auch nach der Hausaufgabenzeit für schulische Fragen zur Verfügung. Bei Bedarf werden die Schüler auch vor der angesetzten Betreuungszeit bei ihren Hausaufgaben unterstützt, um individuelle Förderung zu ermöglichen. Ein Betreuer begleitet die Gruppe der Schüler der Jahrgangsstufen 6 und 7, in der alle Schultypen zusammengefasst sind. Zwei weitere Betreuer unterstützen eine größere Gruppe von Schülern der Jahrgangsstufen 8 bis 10. Währen dieser Zeit sind alle Betreuer für die Jugendlichen übergreifend erreichbar.
Religiöse Erziehung
Der Wunsch der Eltern Ihren Kindern im Bildungszentrum Vest religiöses Wissen und Kenntnisse des religiösen Alltags zu vermitteln begründet sich aus der Tatsache, dass muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland kaum Möglichkeiten haben eine bekenntnisorientierte, theologisch fundierte religiöse Erziehung zu genießen. Haben beispielsweise christliche Kinder und Jugendliche die Möglichkeit in Schulen konfessionsspezifisch katholischen oder evangelischen Religionsunterricht zu besuchen, so besteht diese Möglichkeit für muslimische Kinder und Jugendliche nicht. Um dem ausdrücklichen Wunsch der Eltern zu entsprechen und dieses Defizit auszugleichen, vermitteln wir in Rahmen des Wohnheimes den Schülern religiöse Grundkenntnisse und religiöse Erziehung.
Die religiöse Erziehung beinhaltet dabei folgende Bereiche:
- Religiöser Alltag:
- Schahada (Glaubensbekenntnis, den Glauben kennen),
- Salat – Richtig beten,
- Zakat – Anderen helfen,
- Saum – Fasten im Ramadan ,
- Koranrezitation und Gesang
- Grundlagenwissen über die islamische Religion mit Schwerpunkt ethischer Themen.
Freizeitgestaltung
Die Freizeitangebote und Aktivitäten sollen Schüler in ihrer persönlichen Entwicklung fördern. In den Freizeiträumen steht dafür eine Vielzahl an Gesellschaftsspielen, sowie Gerätschaften, wie eine Tischtennisplatte oder Kicker zur Auswahl. Ebenfalls bietet die Schüler-Bücherei einen Ausweichort, um sich in ruhiger Umgebung mit diversen Büchern verschiedener Genres zu beschäftigen. Hier stehen auch diverse Brettspiele zur Verfügung. Spielekonsolen sind ebenfalls im Schüleraufenthaltsraum mit den Alternsbegrenzungen entsprechenden Spielen vorhanden. Zudem finden hausexterne Freizeitmaßnahmen statt. Nicht weit von der Einrichtung gibt es die Sporthalle Im Hinsberg für diverse sportliche Aktivitäten.
Zudem werden regelmäßige Kinoabende organisiert, an denen gemeinsam ein Film angeschaut wird, der im Voraus mit Sorgfalt vom Fachpersonal ausgesucht worden ist. Hierbei ist es neben der Entspannung genauso wichtig, eine anschließende Reflexion zur Verarbeitung des Inhalts und der Verständlichkeit zu machen. Dies soll ebenfalls die Achtsamkeit beim Zuschauen und das Wiedergabevermögen eines bearbeiteten Themas steigern.
Sportliche Möglichkeiten sind für die Heranwachsenden ebenfalls gegeben. Es werden Fußballturniere organisiert, an deren Planung die Jugendlichen selbst mit beteiligt werden. Somit soll das Organisationsvermögen unterstützt werden. Diese Turniere, in denen die Schüler sowohl einrichtungsintern, als auch zusammen mit Freunden von benachbarten Gemeinden, Vereinen und Schulen zusammenkommen, soll v.a. körperliche Koordination und Teamfähigkeit trainieren. Allerdings werden den Schülern auch gelegentlich alternative Sportarten wie Volleyball oder Basketball ans Herz gelegt, um ein hohes Maß an Motivation und Vielfältigkeit zu erreichen.
Beitrag zur Integration
Integration durch Bildung
Bildung hat bei Kindern und Jugendlichen eine grundlegende Aufgabe sowohl hinsichtlich des individuellen als auch des gesellschaftlichen Integrationsprozesses. Voraussetzung für einen Ausbildungs- oder Studienplatz sind gute Schulabschlüsse. Bildung ist gleichzeitig der Schlüssel zur Integration in Arbeit und Beruf. Beschäftigung ermöglicht soziale Einbindung und gesellschaftliche Anerkennung und trägt damit zur Integration bei.
Integration durch Sozialkompetenzen
Neben der Bildung ist auch der Aufbau von Sozialkompetenzen in der modernen Lebenswelt notwendig. Deshalb werden die Schüler auch in diesen Bereichen gefördert, um vorhandene Fähigkeiten auszubauen. Die Zusammenarbeit in einem Team ist im Umgang mit Menschen in Familie und Gesellschaft unumgänglich. Überall wo viele Menschen sich an einem Ort zusammenfinden sind deshalb eine Vielzahl an sozialen Fähigkeiten notwendig, um mit und in der Gemeinschaft leben zu können. Gerade für eine Einrichtung, in dem Schüler eine ganze Schulsaison zusammen verbringen, trifft dies zu. Die Gruppe bringt für den einzelnen den Vorteil, dass sich in ihr die Kompetenzen der einzelnen Individuen überschneiden und ergänzen. Ebenso werden die im alltäglichen Leben erforderlichen Soft Skills durch die Teilhabe an anfallenden Arbeiten im Haus vermittelt.
Integration durch Sprachkompetenz
Das sichere Beherrschen der deutschen Sprache ist eine unerlässliche Voraussetzung für den Erfolg in Schule und Beruf und der Schlüssel zur gesellschaftlichen Partizipation. Das Bildungszentrum Vest möchte die Zweisprachigkeit fördern. Sowohl die deutsche Sprache als auch die Muttersprache sollen sehr gut beherrscht werden. Mit der zweisprachigen Entwicklung sollen gesellschaftliche Potenziale unterstützt werden. Eine entsprechende Schüler-Bibliothek mit Begleitliteratur zu schulischen Themen ist in deutscher Sprache vorhanden.
Integration durch Engagement
Die Schüler werden ermutigt und motiviert Verantwortung in der Schule und im Bildungszentrum Vest zu übernehmen (z.B. Klassensprecher, Schulsprecher, Gruppensprecher). Auch wiederkehrende Dienste wie Küchen- oder Reinigungsdienste tragen bei, Eigenorganisation sowie Anpassungsfähigkeiten gezielt zu fördern.